--- Achtung SPOILER-Warnung ---
Grüß euch,
Nachdem die Serie nun zu einem Ende gekommen ist, möchte ich gerne meine Ansichten und meine Meinung zur Staffel 1 teilen.
Ich setze für die Diskussion voraus, dass man die Serie oder zumindest Teile davon gesehen hat, da ich mich an dieser Stelle nicht mit einer Zusammenfassung aufhalten möchte.
Gleich zu Beginn möchte ich anführen, dass ich von der Serie sehr enttäuscht gewesen bin. Ich hoffe, dass dies niemand als persönlichen Angriff wertet und freue mich schon sehr auf eure Meinungen zu der Serie.
Begonnen hat mein schlechter Eindruck gleich mit der ersten Sequenz in welcher Mae gegen Meisterin Indara kämpft. Der Kampf an sich war gut gestaltet, doch die ersten Sätze, welche Mae von sich gibt (die Kampfaufforderung), wirken auf mich plump und machen die Figur fast lächerlich. Ein Trend, welcher sich in meinen Augen bei vielen Figuren fortsetzt.
Besonders die Figuren von Mae und Osha leiden leider sehr stark unter wenig Tiefgang und sehr einfach gehaltenen Dialogen und dass obwohl sie die Hauptfiguren sind. Ein weiteres Problem Mae und Osha betreffend sind ihre fragwürdigen Entscheidungen, welche sie treffen, und ihre plötzlichen Sinneswandel, welche für die Zuschauer teilweise nur schwer nachzuvollziehen sind.
Ich denke eines der größten Probleme hier ist, dass zwischen den Figuren und den Zuschauern sehr lange keine Bindung aufgebaut worden ist und die Figuren zu lange nur oberflächlich behandelt wurden. Es fehlt ihnen an Tiefe und wahrnehmbaren emotionalen Konflikten, welche vom Zuseher auch rasch verstanden werden, so dass man mit den Figuren mitfiebern bzw sich in sie hineinversetzen kann. Hierdurch geht für mich auch gänzlich der Spannungsbogen verloren, da man den Figuren die meiste Zeit über recht gleichgültig gegenüber steht.
Auf das Ende der Staffel 1 wirkt sich dies besonders stark aus. Oshas Übergang von der hellen zur dunklen Seite der Macht hat zumindest mich in keinster Weise berührt und ist in der Intensität und Einfachheit nicht nachvollziehbar. Denn was war davor wirklich passiert?
Dass die wenigen Sätze, welche sie mit Quimir in dessen Rückzugsort ausgetauscht hat bei ihr auf einmal einen hundert prozentigen Sinneswandel ausgelöst haben, kann ich mir bei Gott nicht vorstellen.
Dass Sol ihr gegenüber gesteht ihre Mutter umgebracht zu haben ist schon eher ein Grund, aber auch hier wurde es nicht geschafft, den daraus resultierenden emotionalen Konflikt von Osha und den daraus resultierenden Hass richtig zu vermitteln. Stattdessen tötet sie ohne zu zögern Sol, welcher für sie jahrelang eine Art Bezugsperson/Vaterersatz war und hat danach nicht einmal mit sich selbst und dem was sie gerade getan hat zu kämpfen.
Auch Maes Wunsch zuvor Sol nicht zu töten, sondern ihn stattdessen dem Hohen Rat auszuliefern, war für mich nicht nachvollziehbar. Denn ich denke, dass die Produzenten Mae auf Grund der Vorgeschichte gerne als Hasszerfressen und rachsüchtig darstellen wollten. Aber auch bei ihr war kein emotionaler Konflikt, welcher dann zu dieser Entscheidung führte, wahrnehmbar. Nur einmal ein paar Folgen zuvor die kurze Anmerkung, dass das Erscheinen ihrer Schwester alles für sie ändert. Aber danach wäre weder eine großartige Wandlung noch eine Charakterentwicklung zu sehen gewesen, sodass ihr Sinneswndel verständlich ist.
Auch Quimir ist für mich in der Rolle des Bösewichts nicht glaubhaft. Erstens Frage ich mich warum auf einmal jeder Sith einen Helm braucht (vielleicht geht es nur mir so, aber ich finde das unnötig) und zweitens schafft er es nicht böse bzw manipulativ rüberzukommen. Auch wirkt er nicht tief emotional verletzt, von Hass zerfressen oder darauf aus Macht zu erlangen, so wie es normalerweise der Fall ist, wenn man der dunklen Seite verfällt.
Bei ihm wirkt die Entscheidung der dunklen Seite zu folgen eher so, als ob er gerade Lust darauf gehabt hätte und wenn es ihn morgen nicht mehr freut, dann macht er halt etwas anderes. Denn ich hätte kein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass er emotional reagiert. Nicht einmal als er Mae in der letzten Folge dazu überreden möchte Sol zu töten, wirkte dies triumphierend oder so als ob er dies mit Überzeugung sagen würde.
Denn auch wenn er selbst nur der Schüler ist, so ist es nach den Regeln der Zwei normalerweise so, dass sich der Schüler einen eigenem Lehrling sucht, um in weiterer Folge seinen Meister zu besiegen und selbst der mächtigste Sith zu werden. Und bei Gott bei Quimir bin ich mir nicht sicher, ob der überhaupt etwas will.
Für all diese Punkte möchte ich aber den Schauspielern keinen Vorwurf machen, da ich nicht sagen kann, ob es an der schauspielerischen Leistung oder an einem schlechten Skript und dazugehörender Regie liegt. Wobei ich auf Grund des bei mir negativen Gesamteindrucks eher von letzterem ausgehe und mir denke, dass die Schauspieler noch das Beste daraus gemacht haben.
Abgesehen vom fehlenden Tiefgang der Figuren gab es auch ein paar Dinge, welche mich persönlich stören.
So schaffte es die Serie weder mit Kameraeinstellungen, Licht oder musikalischer Untermalung richtige Spannungsmomente zu erzeugen. Es gab keinen einzigen Moment in welchem ich voller Spannung/Erwartung die Luft angehalten habe und mich gefragt habe was als nächstes passiert. Es gab keine einzige Szene, nach welcher ich aufgesprungen bin und mir gedacht habe: " Nein, das kann jetzt nicht wirklich passiert sein!" (Jetzt im positiven Sinn gemeint 😉)
Nicht einmal als sie für zwei Sekunden in Foge 8 die Figur gezeigt haben, welche wie Darth Plageius aussieht verspürte ich so etwas wie Spannung. Und nein dafür braucht es nicht erst mehrere Staffeln.
Bereits The Mandalorian, Andor, Rogue One oder Lotr bzw Game of Thrones (wenn mann sich jetzt aus dem SW Universum wegbewegen will) haben gezeigt, wie man Figuren bereits innerhalb einer Staffel/eines Films zu Fanlieblingen machen bzw Spannungbögen erzeugen kann. (Thema Skript/Regie)
Weiter gibt es in der Serie ein Übermaß an Jedi. Was an und für sich ja selbstverständlich ist, da sie sich zu diesem Zeitpunkt wieder auf einem Höhepunkt ihrer Macht befinden.
Doch hier störte mich besonders, dass keiner von ihnen augenscheinlich in der Lage ist, andere machtsensitive Individuen wahrzunehmen, obwohl das normalerweise zu einer der leichteren Übungen gehört.
Natürlich kann man dies im Nachhinein bei Quimir mit seinem Helm erklären, welcher ihn vor dem Zugriff der Jedi auf seine Gedanken schützt.
Oder dass es Sol so lange nicht aufgefallen ist, dass sich Mae in Folge 6 als Osha ausgibt, weil Mae und Osha am Schluss ein und dieselbe Person sind und daher kein Unterschied zu bemerken ist. (Mal von Maes großem Mal auf der Stirn und Sols emotionalen Zustand abgesehen)
Doch bis diese Sachen geklärt werden dauert es gefühlt eine Ewigkeit und bis dahin fragt sich der Zuschauer schon lange warum denen das nicht auffällt. Auch hier hätte es die Option gegeben damit zumindest ein klein wenig Spannung zu Erzeugen, doch auch diese Chance wurde in meinen Augen nicht genutzt.
Auch das Bühnen- und Kostümbild war für mich in manchen Sequenzen weder unserer Zeit noch dem Budget (180 Millionen Dollar (Vergleich: Mandalorian S1 - 100 Million Dollar, Game of Thrones S1 - 60 Millionen Dollar) entsprechend gestaltet und hätte deutlich höherwertiger und kreativer ausfallen können. Insbesondere da die Handlungsorte sehr begrenzt gewesen sind (was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss wie Filme wie The Hateful Eight und Das Fenster zum Hof beweisen).
Und durch all diese Dinge und den Umstand, dass mich die Serie nicht fesseln konnte, fingen auch leider Kleinigkeiten an mich zu stören.
Warum wird der Droide z.B. automatisch rot, als er von Mae (zu dem Zeitpunkt noch "böse") auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt wird?
Warum wird dem Rat der Jedi alles verschwiegen? Vorschau auf Epsiode 1 - es wurde seit über 1000 Jahren kein Sith mehr gesehen - so nicht mehr glaubhaft.
Warum kommt erst mit Folge 7 die Hintergrundgeschichte der Figuren? Für eine Bindung des Zuschauers an die Figur und einen Spannungsbogen ist es hier schon viel zu spät. Man hätte doch schon dazwischen immer wieder etwas durchblitzen lassen können, um die Entscheidungen der Figuren besser nachvollziehen zu können. Einmal davon abgesehen, dass sie zu Größtenteils aus denselben Sequenzen wie die dritte Folge bestanden hat und auch hier wieder von den Figuren ohne Ende merkwürdige Entscheidungen getroffen worden sind.
Auch mache ich mirnch der achten Folge Sorgen, dass die Figuren von Yoda und Darth Plageius auf Grund der Story unter die Räder kommen und etwas von ihrem Glanz verlieren werden.
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Leider ist die Serie für mich auf Grund all dieser Punkte im Großen und Ganzen nicht zufriedenstellend und würde von mir auf einer Skala 4 von 10 Punkten bekommen. Sie ist zwar etwas was man sich nebenbei (z.B. während dem Zocken oder Lesen) anschauen kann, aber nicht muss. (ala Simpsons, American Dad, ... ; eine Serie fürs Binge Watching also) Wobei, wenn man sie nur nebenbei schaut, fällt es einem vermutlich wieder schwer der inkohärenten Geschichte zu folgen. 😅
Dies finde ich umso trauriger da der Grundgedanke der Geschichte an sich sehr interessant und spannend hätte sein können. Ebenso wie ich es extrem schön gefunden habe, dass man sich endlich einmal einer anderen SW Epoche widmet als bisher, auch wenn ich noch immer sehnsüchtig auf eine Old Republic Verfilmung warte.😉
Mein Fazit also:
- Den Figuren mangelt es an Tiefgang
- Keine Spannungbögen/-Momente
- Nicht nachvollziehbare Entscheidungen der Figuren
- Gute Idee einer Story (eine Story über Darth Plageius und seine Experimente), aber sehr schlecht umgesetzt
Wie ist eure Meinung zu der Serie? Wie habt ihr sie gefunden? Liege ich mit meiner Kritik richtig oder habe ich die Serie falsch verstanden?
Ich freue mich auf eure Rückmeldungen. 😄