Habe eigentlich nichts zu diskutieren, will nur mal wieder was Tiefsinniges von mir geben :-))
Habe endlich Episode 3 gesehen... Nach einer eher philosophischen Analyse der Macht (besser dargestellt hier) drängt mich v.a. auch die tolle schauspielerische Leistung dazu, Anakins Psyche ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Es wird sich zeigen, dass wir es mit einem äußerst existentiellen Problem zu tun haben!
Schwermut, so sagt man, sei das größte Hindernis für einen Menschen. Da ist einiges dran! Wie kommts also? In unserer Reaktion auf etwas haben wir zwei Bewegungsmöglichkeiten: nach vorne, und zurück; Anhaften, und Abneigung; Begehren, und Zorn. Nehmen wir den höchst unglücklichen Fall an, dass es eine Verflechtung dieser beiden gibt, sozusagen eine Begehren-Zorn-Verknotung. Dann kann man sich nicht mehr bewegen, es kommt zu einer innerlichen Lähmung der ganzen Person. Diese Lähmung hat ihre emotionale Entsprechung in Form von Schwermut, Trägheit, Traurigkeit, Überdruss (was die Wüstenväter 'akedia' nannten, heute 'Depression').
Anakin ist definitiv schwermütig. Aus dieser lähmenden Verflechtung (so sagt man) ergibt sich eine Verdunkelung des Intellekts (ind. 'buddhi' = Intellekt, Unterscheidungskraft, höhere Intuition). Obi-Wan mahnt ihn, seine Gefühle zu prüfen (in Bezug auf Palpatine), also seine Intuition zu befragen - aber klappt irgendwie nicht. Anakin sieht nicht klar. Er weiß im Grunde gar nicht genau, was er begehrt, und was er hasst. Diese Verdunkelung des Intellekts macht sich Palpatine zunutze, um ihn auf seine Seite zu ziehen, er verschafft Anakin schon "Klarheit", dass er nämlich die Dunkle Seite der Macht begehrt, und die Jedi hasst. Er malt ihm aus, dass die gute Tat relativ ist, "vom Blickwinkel des Betrachters" abhängt, und bedrängt ihn mit seinen Lügen.
Natürlich ist es nicht so, dass Anakin an seinem Verführt-werden völlig schuldlos ist. Es ist völlig richtig, wenn Obi-Wan ihm am Schluss vorwirft, dass er sich habe manipulieren lassen. Die letzte Instanz im Menschen ist ja der Wille. Woher kommt er? Schwer zu sagen. Warum will ein Mensch böse sein, und ein anderer gut? Ein Teil dazu mag die Erziehung und das soziale Umfeld beigetragen haben (wie das bei Anakin war weiß ich nicht, hab die ersten beiden Teile noch nicht gesehen...), aber letztlich müssen wir uns eingestehen, dass der menschliche Wille ein Mysterium ist. Hatte Anakin doch die wohlwollendsten Lehrer! Yoda appelliert an ihn zu unterscheiden zwischen dem vergänglichen Körper, zu welchem eine Bindung zu haben illusorisch ist, und dem unvergänglichen "Eingehen in die Macht" nach dem körperlichen Tod. Anakin scheint zu dieser Willensanstrengung nicht bereit zu sein. Trotzig frönt er lieber seinem Eigenwillen, ist geistig zu träge um sich da rauszuziehen. Und die Kombination aus diesen Beiden (Eigenwille/Hochmut und Trägheit) ist bereits die Grundlage für die Entwicklung des Bösen... Aber das ist wieder ein anderes Thema ;-)